Über mich
Nach dem Gymnasium war mein Weg klar: ich studiere Rechtswissenschaften und werde Staatsanwältin.
Dieses Ziel habe ich nie in Frage gestellt. Gerechtigkeit, Recht, Regeln, Ordnung - wie schön!
Im Studium habe ich mich noch mehr als in der Schule angestrengt, gelernt, bemüht, Wissen aufgesaugt und gesammelt.
Ich wollte nicht gut sein. Ich wollte perfekt sein.
Ich musste perfekt sein. Für mich, um meinen Ansprüchen zu genügen.
Denn "gut" ist schwammig, diskutierbar. "Perfekt" hingegen hat klare Vorgaben, klare Grenzen.
Diesen Anspruch habe ich vom Studium dann auf mein ganzes Leben ausgeweitet.
Ich habe angefangen mein Essen, meine Bewegung, mein Verhalten, meine Leistung zu kontrollieren und optimieren.
Beim Essen ist dabei nur das Minimum klar definiert, denn mehr essen kann man immer - weniger als Nichts hingegen nicht.
Bei der Bewegung ist nur das Maximum definiert - wenn man umfällt, war es genug.
Verhalten und Leistung hingegen lassen sich vorallem im Bezug auf Effizienz optimieren. Das Verhalten soll also möglichst logisch und energiersparend sein. Das beginnt bei der Sprache: klare Ausdrucksweise, keine überflüssigen Informationen, die nötigen aber in möglichst kurzen Sätzen um sich lange Unterhaltungen zu ersparen. (Die Zeit könnte ja besser genutzt werden, mit Sport oder Lernen zum Beispiel.)
Während mein Kopf mich dadurch von meinem sozialen Umfeld abgekoppelt, in ein lebensbedrohliches Untergewicht und eine Zwangsstörung die überdurchschnittliche sportliche Leistung betreffend, getrieben hat, habe ich meine Leistungen an der Uni perfektioniert.
Da nach Erreichen der Bestnote und der Fehlerquote von 0 nur noch das gleiche Ergebnis in weniger Zeit eine Verbesserung war, habe ich zum Ende hin dreistündige Prüfungen in 50 Minuten geschrieben. Nur ermöglicht durch unermüdliches Lernen.
Nachdem die ersten Jobangebote kamen (und mir dank meinen Leistungen teilweise sehr viel Geld geboten wurde) und zum Masterabschluss nur noch ein letzter kleiner Schritt fehlte, wusste ich:
Wenn ich jetzt nicht abspringe, werde ich mein Leben in diesem Schnellzug verbringen.
Und damit geradewegs auf eine Mauer zurasen.
Am nächsten Morgen habe ich mich bei der Uni abgemeldet und mein Masterstudium abgebrochen.
Der anschliessende Weg zurück zu einem "normalen" Ess- und Bewegungsverhalten, weg von dieser Leistungsgetriebenheit und dem (Zwangs-)Perfektionismus, der Erholung und Heilung meines kaputten Körpers, der Versöhnung mit meinem immer denkenden/antreibenden/richtenden Kopf, hin zu dem was ich und wo ich jetzt bin, war hart. Er war hässlich und er war schwer.
Aber dieser Weg war auch schön, unglaublich lehrreich und hat mich zu genau dem Menschen gemacht, der ich jetzt bin.
Und auf den ich stolz bin.
Schon im Laufe dieses Prozesses, mitten im Sammeln von Erfahrungen, Verstehen von eigenen Mustern und dem Lernen wie ich damit umgehen und diese verändern kann, dem Erkennen und Akzeptieren meiner verschiedenen Seiten und Wesenszügen, dem Annehmen meiner sanften Seite, der Verfeinerung meiner Fähigkeiten - inmitten dessen wurde mir klar, was ich eigentlich wirklich machen will:
Ich möchte zuhören und mitdenken, Probleme verstehen und Lösungen suchen, Veränderungen und Entwicklungen begleiten, Menschen auf ihrem Weg unterstützen.
Also habe ich eine Coachingausbildung gemacht und den Schritt in die Selbständigkeit gewagt.
Und bis jetzt hat mich jedes Coaching darin bestätigt, dass ich auf dem richtigen Weg damit bin.